St. Joseph House of Hope - Mit Rührer, Bleistift, Flex und Zollstock

Baraka (von links), Charo mit Klaus-Peter Stamm und David Quandt - Foto: Stamm/privat

GEMÜNDEN/MOMBASA - (df). Manche Begegnungen sind schicksalhaft. So eine Begegnung hatte der Gemündener Fliesenlegermeister Klaus-Peter Stamm. Der lernte auf einer Veranstaltung in der Roder Grundschule Dr. Hans Meisemann kennen, der über sein Ostafrika-Hilfsprojekt kurz referierte und erwähnte, dass die Roder Partnerschule St. Joseph House of Hope im Kenianischen Kikambala gerade eine neue Toilettenanlage errichtet habe und nun ein ehrenamtlicher Fliesenleger gesucht werde. Einen Monat später saß Stamm zusammen mit seinem Gesellen David Quandt im Flieger nach Mombasa. Drei Wochen Entwicklungshilfe lagen jetzt vor ihnen.
Im Gepäck hatten sie eine Flex und einen Rührer für ihre Arbeit, dazu eine Menge Zollstöcke, Bleistifte und einen ganzen Satz neuwertiger Fußballtrikots für die Schulkinder, gespendet von der Frauenfußballmannschaft Mönstadt.

Die fußballbegeisterten Schulkinder mit den gespendeten Trikots der Frauenfußballmannschaft Mönstadt. Der Sponsor Trendline kommt aus Usingen. Foto: Stamm/privat

Das große Übergewicht sei von Condor gesponsert worden, berichtet Stamm, die gemeinsam mit der Lufthansa Meisemanns Ostafrikahilfe unterstützt. Flug und Hotel haben beide aus eigener Tasche bezahlt.
Welches Elend sie erwartete, konnten sie nicht ahnen. „Zwischen dem Hotel, in dem wir waren, und wo wir gearbeitet haben, das war ein Kulturschock“, erinnert sich der 53-Jährige mit entwaffnender Ehrlichkeit. Ein Europäer schlüge die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er die alten Toilettenanlagen zu Gesicht bekomme, sagt er.
Die Bedingungen auf Baustellen hierzulande und dort seien nicht zu vergleichen, Maschinen gebe es nicht. Wovon sollten die Leute das auch bezahlen, fragt er achselzuckend, wenn schon kein Geld für die Grundnahrungsmittel da sei. Aber die Herzlichkeit der Menschen dort habe ihn tief berührt. Und ihre Motivation. Denn während seines Aufenthaltes haben Stamm und Quandt nicht nur die neuen Toilettenanlagen gefliest. Sie haben auch zwei junge Afrikaner in der Kunst des Fliesenlegens unterwiesen: den 25-jährigen Baraka und seinen ein Jahr älteren Bruder Charo. Zwei Wochen Intensivausbildung, sagt Quandt. Und am Ende haben die beiden wissbegierigen jungen Männer ein Ausbildungszertifikat erhalten. Das, fügt Stamm gleich hinzu, sei Gold wert. Denn mit diesem Ausbildungsnachweis könnten sie das Einkommen der eigenen Familie sichern und heiraten. Natürlich sei die Ausbildung nicht mit unseren Standards zu vergleichen, erläutert der Gemündener. Aber was heißt das schon? Not macht erfinderisch. Denn weil ihnen alles mangelt, kennen die Afrikaner noch archaische Arbeitsmethoden, die es ihnen erlauben, mit einfachen Werkzeugen solide handwerkliche Arbeit abzuliefern. „Da wäre unsereins aufgeschmissen“, lacht der Fliesenlegermeister und zollt damit den Menschen dort seinen Respekt. Fliesen und der dazugehörige Kleber seien afrikanische Produkte gewesen und von durchaus guter Qualität. „Besser, als wir erwartet hatten.“
„Wir haben unsere Werkzeuge und Arbeitskleidung als Geschenk dort gelassen“, erläutert der 30-jährige David Quandt. Damit können sich die beiden afrikanischen Lehrlinge nun eine Existenz aufbauen. Denn das Geheimnis liege im Konzept „Hilfe zur Selbsthilfe“, fügt Stamm hinzu.
Als sie fertig waren, veranstalteten die Gastgeber ein großes Abschiedsfest, zu Ehren der Deutschen wurde extra eine Ziege geschlachtet. Anderthalb Stunden haben die ersten Klassen für sie getanzt und gesungen. Und Klaus-Peter Stamm hatte mit seinen Gefühlen zu kämpfen, so überwältigt war er.
Gerade sind sie zurückgekommen. Was bleibt, ist die Erinnerung. An die „hohe Luftfeuchtigkeit und die Affenhitze“, die ihnen zu schaffen gemacht hat, an die Menschen dort, die motiviert genug sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihren Lebensstandard zu verbessern – und an ein Land, das noch einen langen Weg vor sich hat.

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